Gemäß Horneber und Möller (2021, S. 42) entwickelten im Januar 2019 ausgewählte Teilnehmer*innen des Gesundheitswesens anhand verschiedener Datensätze mögliche Szenarien für die Gesundheitsversorgung im Jahr 2030. Laut diesem Modell wird die zukünftige Gesundheitsversorgung "kundenorientiert und nicht mehr an einzelnen Sektoren oder Abrechnungsmodalitäten ausgerichtet sein" (ebd., S. 41). Eine bedeutende Entwicklung wird die zunehmende Digitalisierung sein, die zu einer Verlagerung der derzeitigen stationären und ambulanten Märkte führen wird. Die Versorgung wird im Jahr 2030 direkt am aktuellen Standort der Patient*innen erfolgen.
Der vorherrschende Treiber des Wandels im Gesundheitswesen wird die Digitalisierung sein. Im Jahr 2030 soll der Großteil der Gesundheitsversorgung und ein Teil der Krankheitsversorgung über digitale Dienstleistungen abgewickelt werden (ebd., S. 44). Unter dem Begriff "Digital Health" werden verschiedene digitale Versorgungsangebote wie Apps, Online-Sprechstunden und telemedizinische Zentren zusammengefasst. Neben diesen digitalen Dienstleistungen wird auch die persönliche Betreuung ("Analog Health") weiterhin eine Rolle spielen.
In Zukunft wird die persönliche Betreuung vor allem in städtischen Gebieten und großen Gesundheitszentren im Bereich der Krankheitsversorgung stattfinden. Auf dem Land werden kleinere dezentrale Strukturen mit Portalcharakter entstehen, die eine bevölkerungsorientierte Infrastruktur darstellen. Zusätzlich wird sich die Rolle der Hausärzt*innen verändern, und ambulante Operationen werden zunehmend durchgeführt. Die Nachsorge und Rehabilitation werden größtenteils durch Digital Health gewährleistet. Die Rehabilitation wird möglicherweise kein eigenständiger Sektor mehr sein und entweder stationär oder digital umgesetzt werden.
Die Notfallversorgung bleibt weiterhin bestehen, wird jedoch von neuen technischen und digitalen Möglichkeiten profitieren. In diesem Kontext ist es denkbar, dass KI-gestützte Erstversorgung in peripheren Gebieten durchgeführt wird oder der Kontakt zum Notfallarzt über Augmented Reality-Anwendungen hergestellt wird. Der Notfallarzt muss in diesem Szenario nicht zwangsläufig vor Ort sein, sondern kann die Situation über die Brille des Rettungsassistent*innen genauso sehen wie vor Ort (vgl. ebd.).
Horneber, M. / C. Möller (2021): Kundenorientiert, digital und agil! Gesundheitsversor-gung 2030, in: Zukunft der Gesundheitsversorgung - Vorschläge und Konzepte aus Perspektive